Beauty-Branche schöpft Hoffnung – Probleme bleiben

„Kosmetik- & Wellness-Anbieter sind große Leidtragende von Corona“ – so ein Fazit des digitalen „Beauty-Gipfels“ von Dr. Thilo Scholpp, Landtagskandidat in Stuttgart. Er lud Vertreterinnen der Branche zu einer Diskusionsrunde ein.

Sie sind bekannt dafür, dass sie Sauberkeit und strenge Hygienekonzepte in ihren beruflichen Alltag integrieren – und doch waren sie wochenlang kalt gestellt: Kosmetik- und Tattoo-Studios, Nagelpflege, Fitness- und Wellnesseinrichtungen oder die Yogabranche. „Wir sind mit der Gastronomie und der Kultur die Hauptleidtragenden der Schließung. Man lässt uns ausbluten, jeden Tag wird das Minus größer“ sagte Tanja Tanaskovic stellvertretend für die Betroffenen.

Die Unternehmerin führt in Stuttgart-Ost „Lala Conture“, spezialisiert auf Microblading, Wimpernverlängerung und das Pigmentieren von Lippen und Augenlidern. Auf Einladung von Dr. Thilo Scholpp (FDP) nahm sie am „digitalen Beauty-Gipfel“ teil, den der Landtagskandidat und Vorsitzende des Liberalen Mittelstands spontan organisierte.

Dr. Scholpp bei der Heilpraktikerin Slavica Benko, Stuttgart-Ost

„Wir hatten bereits mit Friseuren eine Infoveranstaltung durchgeführt. Da wurde ich auf die Soloselbstständigen in der Beauty-Branche hingewiesen, die ebenfals seit Monaten ein Berufsverbot hatten“, sagt Thilo Scholpp. Was ihm die Teilnehmerinnen zu berichten hatten, deckt sich mit dem allgemeinen Frust der meisten selbstständigen „Corona-Opfer“: Hilfsgelder kommen viel zu spät, sind nur mit Hilfe von Steuerberatern (gegen Honorar) zu beantragen und verursachen große Bürokratie. Auch wenn aktuell die Überbrückungshilfe III besser anläuft und mit der „Neustarthilfe“ (max. 7500 Euro) eine weitere Fördermaßnahme aufgelegt wurde – den Beauty-Unternehmerinnen fehlen die Umsätze.

Geld wird vernichtet, die Altersvorsorge schrumpft

Tanja Tanaskovic, die 2020 eigentlich erweitern wollte und für einen fünfstelligen Eurobetrag neue Lasergeräte anschaffen wollte, steht mit dem Rücken an der Wand. „Mein Geschäftsmodell ist im Moment zerstört. Wer garantiert mir, dass meine Kunden eigentlich wiederkommen? Vielleicht muss ich aufhören und mir einen Angestelltenjob suchen…“ Unzufrieden mit ihrer Situation ist auch Ghistaine Hepburn. Als Soloselbstständige ist sie Untermieterin in einem Hotel und bietet dort Fuß- und Nagelpflege sowie Massagen an. Nahezu ihr gesamter Kundenstamm rekrutiert sich aus Übernachtungsgästen des Hotels. Immerhin sei der Vermieter ihr entgegengekommen und habe die Miete reduziert. Die Inhaberin von Flair Kosmetik in Bad Cannstatt, Simone Striebel, teilte der Online-Runde mit: „Ich muss gerade an meine Altersvorsorge ran. So war es nicht gedacht.“

Branche hat keine Lobby. Thilo Scholpp: „Kooperationen realisieren!“

Von der Politik hätte sich die Beauty-Expertin etwas mehr Planung erhofft. Sie bemängelt die fehlende Lobby der Beauty-Branche. Ihre Kolleginnen stimmten ihr zu, und auch Dr. Thilo Scholpp führte an, dass Firmen wie TUI, Lufthansa oder Karstadt besser in die politische Szene vernetzt seien als einzelne Selbstständige. Ein Manko bei Kosmetikerinnen sei außerdem, dass es keine schlagkräftigen Verbände oder Plattformen gebe.

Auch die Handwerkskammern hätten eher andere Berufsstände im Focus. Der FDP-Kandidat ermutigte die Frauen deshalb: „Sie müssen sich organisieren, das kann auch über Petitionen, Facebook-Gruppen oder Sammelklagen funktionieren.“

Musterklagen von Kosmetikerinnen gemeinsam finanziert

Slavica Benko, die als Heilpraktikerin für medizinische und ästhetische Behandlungen tätig ist, berichtete von Musterklagen im Herbst 2020. Über eine Online-Initiative hätten sich viele Kolleginnen zusammengefunden, um Klagen je einer Kosmetikerin in verschiedenen Bundesländern finanziell zu unterstützen. Alle wurden von der gleichen Kanzlei vertreten, mussten aber individuell klagen. Benko: „Zwar wurden die Klagen auf Öffnung abgewiesen, aber der Zusammenhalt war gut. Zudem wurde alles sehr schnell auf den Weg gebracht.“

Situation nutzen: Werbung und Digitales verbessern

Thilo Scholpp, der den Liberalen Mittelstand Ba-Wü führt, versprach den Teilnehmerinnen des Beauty-Gipfels, dass er die branchenspezifische Probleme im Verband thematisieren will. Am Schluss gab er allen wichtige Tipps, wie sie in der Krise Grundlagen für die Zukunft schaffen: „Sowohl mit der Überbrückungshilfe wie über ein Programm des Landes können Kleinunternehmen und Soloselbstständige sehr einfach Gelder für Hard- und Software, digitale Geschäftsprozesse, Online-Werbung und Mitarbeiterschulungen abrufen.“ Jetzt sei Zeit da, um etwa einen Webshop oder neue Warenwirtschaftssysteme zu starten.

Dr. Thilo Scholpp, 53, ist IT- und Netzwerkexperte und Mitinhaber einer Software- und Beratungsfirma. Er  bewirbt sich im Wahlkreis Stuttgart IV für ein Landtagsmandat.

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